Es war einmal... Aus der Chronik des Vereins
Im Jahr 2023 wird der traditionsreiche Verein 100 Jahre alt. Geritten wurde in unserer Region schon immer, gehörte es doch zum guten Ton, dass jeder junge Landwirt eine Reitausbildung in der Reit- und Fahrschule in Elmshorn absolvierte. Am 15. März 1923 fand sich eine Gruppe Reitsportinteressierter in Neufeld zusammen und gründeten den Reiterverein „Germania“ von Marne und Umgebung.
Geritten wurde nicht nur zentral in Marne, sondern auch auf Reitplätzen in Neufeld, Westerdeich, Kronprinzenkoog und Friedrichskoog. Die Ausbildung lag in den Händen von Otto Hanno, Westerdeich. Er brachte das Kunststück fertig, innerhalb kürzester Zeit eine Elite aus seinen Reitern herauszubilden, die sich schon nach knapp einjähriger Ausbildung weit über die Grenzen Dithmarschens hinaus einen Namen verschafften.
Um sich im Reitsport mit anderen Vereinen zu messen, wurde in Marne schon 1924 das erste Reit- und Fahrturnier durchgeführt.
Dann im Schicksalsjahr 1933 wurde der Reiterverein „Germania“ aufgelöst und mit einem Teil seiner Mitglieder in die Reiter – SA überführt. Trotz Auflösung des Vereins wurde auf den Höfen natürlich weiter geritten. Nach dem 2. Weltkrieg wurde am 14. November 1947 der Verein, jetzt unter dem Namen Reit- und Fahrverein Germania Marne e.V. wieder ins Leben gerufen. Schon im Jahr 1948 wurde unter der Leitung des Vorsitzenden Otto Kohlsaat das erste Großturnier in Marne durchgeführt.
Die Marner Reiter waren auf den sprunggewaltigen Holsteiner Pferden, die auch alle noch in der Landwirtschaft eingesetzt wurden, in Aachen sehr erfolgreich gewesen, und so glaubte man auch in Marne, eine solche Großveranstaltung wie in Aachen aufziehen zu können. Das ging finanziell 1950 gründlich daneben, so dass es von 1951 bis 1953 keinerlei Aufzeichnungen über das Vereinsleben gibt.
Ab 1954 wurden dann unter Leitung des Vorsitzenden Hans Peter Eggers wieder jährlich Turniere durchgeführt.
1958 übernahm Richard Eggers dann für 31 Jahre den Vorsitz des Vereins. In seiner Ära wurde der Verein auch dem Begriff „Fahrverein“ gerecht. Die Erfolge von Richard Eggers im Fahrsport sind legendär – mehrfacher Sieger des Hamburger Fahrderby, viele Siege in Aachen, u.a. Sieger des Talbot Preis.
Das Bild zeigt den Vorsitzen in einer Schaunummer mit einem Zwölferzug. Man beachte die Zuschauermenge im Hintergrund.
In seine Zeit fallen auch die legendären Reiterbälle im Holsteinischen Haus in Marne. 800 Eintrittskarten wurden innerhalb weniger Stunden verkauft. Hinzu kamen die Vereinsmitglieder, die freien Eintritt hatten.
Es gehörte zum guten Ton in der Marsch, dem Verein anzugehören. Das galt für die Geschäftswelt in Marne, genauso wie auch für jeden landwirtschaftlichen Betrieb. Das „Wir-Gefühl“ herrschte vor, die Stadtverwaltung stellte die Mitarbeiter für die Organisation des Turniers zur Verfügung, der Bauhof übernahm vielfältige Aufgaben, und die Polizeistation war voll eingebunden.
1961 errichtete der Verein unter Einsatz vieler ehrenamtlicher Helfer eine vereinseigene Reithalle, ein Novum in der damaligen Zeit. Es konnte jetzt bei jedem Wetter ausgebildet werden. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. So konnte die Marner Jugendmannschaft vier Mal die Landesstandarte erringen.
Große Erfolge errang auch die Voltigier-Abteilung unter Leitung von Herbert Meier.
Dieser kurze Abriss aus der Vereinsgeschichte soll Hinweis auf gemeinsame Aufbauleistung dokumentieren. Die jüngere Vergangenheit hat bisher an das geleistete der Altforderen angeknüpft. Hoffen und wünschen wir dem Verein, dass er noch lange bestehen möge, und wir gemeinsam 2023 das 100-jährige Bestehen würdig feiern können.
Eine Chronik des Vereins mit allen dem Vorstand je angehörten Vorstandsmitgliedern ist erarbeitet und werden wir zum 100-jährigen erneut in Druck geben.
Wilhelm Lammers